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Montag, 17. Oktober 2011

Angst/ Des Nachts durch die Stadt...

... und sammeln gehen. Es war lange nicht mehr der Fall, das Ralf das gemacht hat. Doch heute nacht ist er tatsächlich nochmal los - ich versuche, nicht allzu sehr der Angst anheim zu fallen. Ich weiß, das Angst eine lawinenartige Wirkung hat und in einer selbsterfüllenden Prohezeihung enden kann. Ich habe es schon oft am eigenen Leib - und der Seele - erfahren müssen. Auch habe ich meine Angst, die Panik, die früher täglich mein Leben bestimmt, gesteuert hat, besiegt. Diesem Feind habe ich mich erfolgreich gestellt. Und doch habe ich in
solchen Situationen ein mulmiges Gefühl - denn es ist ja schon das ein oder andere Mal geschehen, das Ralf in eine... wie soll ich es ausdrücken?... bedrohliche Situation geraten ist bzw. eine solche mitbekommen und eingegriffen hat. Somit ist meine Bange nicht völlig unbegründet - und auch wenn wir auf jeden Cent angewiesen sind, den wir irgendwo nur finden können, so wäre es mir dennoch lieber, er wäre nicht mehr gegangen. 


Ich denke manchmal - meistens dann, wenn Ralf draußen unterwegs ist - an seinen Bekannten, einen älteren Mann, Rentner, Witwer, allein mit Hund. Er ging täglich mehrmals sammeln, einfach weil ihm Daheim zu langweilig war und er das Geld gut brauchen konnte bei seiner spärlichen Rente. Ein netter, ein freundlicher Mann, ausgeglichen, ruhig, zufrieden. Am hellichten Tag gegen halb fünf Nachmittags wurde er von 4 oder 5 Jugendlichen vor dem Hauptbahnhof angegriffen - mit einem Messer. Er wurde schwer verletzt, kam aber mit einem Schock und etlichen Verletzungen davon. Er hatte noch um Hilfe gerufen, und am Bahnhof ist immer was los! ... Ich muß nicht sagen, wie ich mich gefühlt habe, als ich davon hörte. Nach einer Woche Krankenhausaufenthalt wurde Günther entlassen, und er zog fort von hier, ab in eine andere Stadt zu seiner Schwester. Es war schrecklich davon zu hören! Es hat mich tief betrübt und sehr enttäuscht... ein Mal mehr enttäuscht von den Menschen war ich gewesen. Erst als er blutend und reglos am Boden gelegen war, rief jemand die Polizei und einen Krankenwagen. Es war ganz knapp, und er wäre gestorben. Rippenbrüche, Prellungen, gebrochenes Bein... von dem seelischen Leiden ganz zu schweigen. Nicht ein einziger hat gerufen "laßt den Mann in Ruhe!" oder "weg da!" oder etwas ähnliches. Sicher, sie hatten angst, das sie selber Schaden nehmen konnten. Ich verstehe das bis zu diesem Maße. Doch es standen um die hundert (!) Leute nur herum. HUNDERT. Enttäuschend. Und es hat sehr weh getan, obwohl ich Günther nicht kenne. Ich sehe sie vor meinem inneren Auge, wie sie damals zugesehen haben - sensationsgeil, fasziniert vom Grauen, vom Bösen (um es in diesem banalen Wort auszudrücken, doch es kommt dem sehr nahe denke ich). Ein wahr gewordener Horrorfilm, der echte, wahre, hautnahe Grusel..... Woher ich das weiß, das so viele nur geguckt haben? Ein guter Freund von Günther hat es Ralf einige Tage später erzählt, nachdem er ihn im Krankenhaus besucht hatte. Schlimm ist kein Ausdruck, und mir sind auch damals nicht die rechten Worte eingefallen, um meine Betroffenheit auszudrücken. 


Und so schleicht sich jedesmal heimlich und grausig die Angst in mein Herz, wenn Ralf nach draußen geht, um uns "über die Runden zu bringen". Und jedesmal versuche ich still und ruhig Haltung zu bewahren und diese Angst abzuwenden, zu mildern. Manchmal gelingts, manchmal... 

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