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Donnerstag, 29. März 2012

Lösegeld für einen Hund



Thriller
Autor: Patricia Highsmith
Erscheinungsjahr: 1972
Verlag: Diogenes


Als Ed Reynolds abends mit seinem Hund in den Park geht, verschwindet die kleine Pudelhündin spurlos. In einem anonymen Brief erhalten Ed Reynolds und seine Frau Greta die Anweisung, 1.000 $ Lösegeld zu hinterlegen, erst dann würden sie ihren Hund wiedersehen. Kurzerhand, aus Angst das dem Hund ein Leid zugefügt werden könne, zahlen die Reynolds die Lösegeldsumme. Doch ihren Hund sehen sie nicht wieder.
Anderntags wendet sich Reynolds an die Polizei, die seinen Fall belächelt, obwohl Ed all die widerlichen, bereits an ihn adressierten anonymen Briefe hinterlegt. Eine Weile später meldet sich telefonisch ein junger Polizist, Clarence Duhamell, der an dem Fall interessiert ist. Die Reynolds schöpfen Hoffnung, ihren Hund doch wiederzusehen.
Während sich Duhamell mit dem Fall befaßt, verstrickt er sich selber immer tiefer in einen Sog aus Abneigung gegen den geistig kranken Täter, starker Zuneigung zu dem Ehepaar Reynolds, Selbstzweifeln und Unsicherheit.
Es kommt wie es kommen muß: ein Unglück geschieht. Und nach und nach verschwimmen die Grenzen zwischen Recht und Unrecht, zwischen Gesetz, Pflichtgefühl und Verantwortung.
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SPOILER!

Intelligent spielt hier die Autorin mit der Symathie des Lesers. Zu Beginn des Romans scheint die Geschichte eine humoristische, groteske Farce, kaum eines Thrillers oder Krimis würdig. Doch nach kurzer Zeit bereits weiß auch der Leser nicht mehr, wem er hier trauen kann, wem er seine Symathie entgegenbringen soll.

Das Ehepaar Reynolds, das schon so einiges in ihrem Leben hat erleiden und durchmachen müssen, ehrlich und aufrecht, erscheinen wie Menschen, bei denen man sich wohlfühlt, in deren Gegenwart man sich für nichts schämen braucht und die verzeihen, auch wenn man einen Fehler begangen hat.
So wirken sie auch auf den jungen, idealistischen, unbestechlichen Wachmann Clarence Duhamell, der sich immer stärker in das Leben des Paares hineinwünscht. Noch jung und unerfahren möchte er nichts weiter als helfen, doch unbeholfen und naiv wie er ist, stolpert er von einem Fettnäpfchen ins nächste, verstrickt sich selber mehr und mehr in seine eigene Unsicherheit. Erscheint er zu Beginn der Geschichte als Lichtblick, der Retter in der Not, entpuppt er sich rasch als ein dümmlich wirkender, junger Mann, der nicht so kann wie er möchte und nicht so möchte wie er sollte. Zu sehr buhlt er um die Zuneigung des älteren Ehepaares und um die Liebe seiner kühlen Freundin Marylyn Coomes, von der schnell klar wird, das ihr nichts tieferes an dem jungen Mann liegt.

Wie auch die Einstellung des Ed Reynolds dem unerfahrenen Duhamell gegenüber, ändert sich zuhenends die Einstellung des Lesers dem jungen Mann gegenüber. Mit seiner unbeholfenen, fast trotteligen Beharrlichkeit geht er einem mit der Zeit, je weiter die Geschichte voran schreitet, auf die Nerven. Durch seine ständigen Telefonate, die die Protagonisten wie auch den Leser nie zur Ruhe kommen lassen, weckt er Missmut und entlockt dem Leser des öfteren ein Augenrollen. Das anfänglich vorhandene Verständnis, das er sich festbeißt da er helfen möchte, da er etwas bewegen, etwas tun möchte, weicht nach und nach der Auffassung, das er die Sache auf sich beruhen lassen sollte - zumal der Fall an sich abgeschlossen ist. Die abscheuliche Tat, in die er sich letztendlich selber hineinmanövriert, getrieben durch persönliche Abneigung und seine Hilflosigkeit, schreckt vollends ab: hier wird eine Grenze überschritten, die der junge Mann nicht hätte übertreten drüfen, nicht nachdem man ihn zu Beginn als pflichtbewußten und grundehrlichen Mann hat kennenlernen dürfen.
Nun wird dem Leser schnell klar, das die Grenze zwischen Recht und Unrecht hauchdünn ist, und so sehr man den jungen Wachmann noch mögen möchte, es gelingt nicht so ganz.

Hier hat Highsmith die Charaktere fein herausgearbeitet, lebensnah und ergreifend. Ergreifend weniger aus emotionaler, liebevoller Sicht, doch aber realistisch und echt. Zweifel bleiben dem Leser immer, denn auch wenn die Geschichte um die Entführung des Hundes und der Lösegelderpressung völlig aufgeklärt wird und somit keine Fragen diesbezüglich bleiben, so bleiben doch Fragen der inneren Einstellung im Raum schweben. Der Zweifel nämlich, wie weit ein Mensch sich treiben lassen kann, bevor eine Grenze überschritten wird, ehe alle Hemmungen fallen, ehe man etwas tut, zu dem man dachte nie fähig zu sein.

Anfänglich noch scheint diese Story leichte Kriminalkost, gewürzt mit schwarzem Humor, doch nach und nach wird der Leser in einen spannenden Strudel aus emotionaler Zerrissenheit, unerfüllter Liebe und dem Bestreben nach Redlichkeit gesogen.
Wer also nicht nur gerne Thriller liest, sondern die Unterhaltung der psychologischen Art liebt, der ist hier genau richtig! Absolut empfehlenswert!

1 Kommentar:

  1. Danke für die tolle Rezi auch für deinen süßen Kommi.

    Eine gN8 wünsche ich und sende liebe Grüße zu Dir
    Wieczorama =^.^= | Mein Fotoblog

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