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Freitag, 30. November 2012

Philosophie am Abend / emotionales Fernsehen


Heute Abend kam "Enemy Mine - Geliebter Feind". Kurz und knapp: Wolfgang Petersens Parabel von 1985 handelt von dem intergalaktischen Krieg zwischen den Menschen und den Drac. Das Raumschiff des Willis Davidge wird abgeschossen und prallt auf einem fast verlassenen Planeten auf. Hier trifft Davidge auf "Jerry", einen Drac, und somit gleichzeitig seinen Feind. Doch in der lebensfeindlichen Umgebung lernen die beiden, miteinander zu kooperieren, um zu überleben. Und nach einer Weile entsteht aus dieser Symbiose eine tiefe, liebevolle Freundschaft. Bis Jerry bei der Geburt seines Kindes stirbt und Davidge damit beauftragt, sich um sein Kind zu kümmern...

 Den Film habe ich vor vielen Jahren einmal geschaut, und damals hat er mir schon sehr gut gefallen. Doch heute - liebe Leute! Ich war ergriffen, gerührt und tief bewegt... diese Geschichte hat mein Herz berührt und sich gleichzeitig als sehr geistesanregend herausgestellt. So viel Philosophisches steckt in diesem Streifen, das mir damals völlig entgangen ist. Und ich kann nur sagen: der Film ist aktueller denn je, und das beziehe ich
nicht auf Außerirdische, nicht auf fremde Welten, nein, ich beziehe es auf die globale Situation: In Zeiten des immerwährenden Krieges, in dem es zunehmend schwerer wird zu vermitteln und Gemeinsamkeiten zu finden, wird ein menschlicher Mann mit dem Kind einer fremden Lebensart konfrontiert. Doch: ein Kind ist ein Kind, gleich woher es stammt oder wer die Eltern sind. Es ist unvoreingenommen und weiß nicht, das die Eltern - die aus verschiedenen Kulturkreisen stammen - sich (warum auch immer) hassen und gegenseitig töten. Und so stellt sich die Frage: wie erklärt man einem Kind, wer der Feind ist? Und vor allem: wie erklärt man, warum dies der Feind ist?

Letztendlich stellt der Mensch sich gegen die wahren Feinde: gegen die Intoleranz und Ausbeutung, die von seiner eigenen Spezies auf Kosten der Drac betrieben wird. Und so verschiebt sich nach und nach nicht nur das Feindbild, denn darum allein geht es nicht. Sondern vielmehr darum, Gemeinsamkeiten zu finden, einen Frieden zu ermöglichen, der auf einem Fundament des Vertrauens und der Freundschaft erdet. Es geht darum zu zeigen, das die Grenzen verschwimmen, wenn man eine Sache von der anderen Seite, mit anderen Augen, betrachtet.

Ich habe viele Tränen vergossen, ich gebe es zu. Drei Päckchen Taschentücher haben geradeso gereicht, denn diese Geschichte hat mich tief berührt. Und ich denke, genau das ist der Sinn all dieser Geschichten - gleich ob sie in Büchern stehen, in vertonten Balladen auf uns warten oder uns im Gewand eines Filmes begrüßen: sie wollen uns die Augen öffnen für das Leben, für das, was wirklich und wahrhaftig geschieht. Denn seien wir ehrlich: abgestumpft wie wir doch alle (mehr oder weniger, und ich schließe mich keinesfalls aus) heutzutage sind, berührt uns ein verlorenes Königreich, ein gefallener Held oder das Abenteuer vertrauter Gefährten doch weit mehr, als es die Nachrichten noch vermögen. Denn bei all der Grausamkeit, die uns täglich umgibt, schaltet man zu gerne ab (oder weiter). Was nicht heißt, das ich keine Tränen vergieße bei all dem Leid.
 Ein Arzt hat es mir vor langer Zeit gesagt, doch ich war noch sehr jung und habe gelacht, da ich nicht verstand, was er mir vermitteln wollte: "Sie leiden an Weltschmerz." Weltschmerz... das ist es wohl, das viele Menschen in sich tragen, der Schmerz etwas ändern zu wollen, eingreifen zu wollen in ein grausames Geschick, und doch mit der eigenen Hilflosigkeit konfrontiert zu werden. Gerade deshalb berühren doch all die Geschichten so sehr, in denen ein Ruck durch das Denken und Handeln der Masse geht, in denen sich etwas zum Guten wendet oder die Welt gerettet wird... oder in denen Feinde zu Freunden werden.

Wäre es denn nicht schön, wenn all das einfach so möglich wäre? Machbar ist es doch! Doch dazu gilt es, die eigenen Grenzen zu erweitern, die eigenen Hürden zu überwinden und eine Hand denjenigen zu reichen, die vor Bitterkeit gelähmt sind. Selbstüberwindung, der Sport des "Schattenspringens" sozusagen, nämlich über den eigenen - und das Umdenken in eine andere Richtung. Die Sichtweise des anderen ist meistens doch der eigenen so nahe, und doch schieben wir es von uns mit der Begründung, es seien nicht unsere Interessen. Dabei liegen die Interessen - vor allem aber doch die Gefühle - so dicht beieinander wie die Wurzel dem Baum. Und so kann auch das eine nicht ohne das andere: die Menschen brauchen sich. Lebewesen brauchen sich.

Dieser Film ist heute Abend zu meinen absoluten Lieblingsfilmen auserkoren worden! Beim nächsten Mal lege ich mir vorher genug Taschentücher bereit - auch wenn ich bezweifel, das es annähernd so viele sein müssen wie bei E.T. ..... aber das weiß man ja nie. ;) Also: schaut euch den Film mal an und gebt euch selber die Zeit, die Geschichte ohne die Masken und Special Effects zu sehen. Es lohnt - ganz bestimmt!

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