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Montag, 11. Februar 2013

Shopgirl - Sex oder Liebe?


Tragikkomödie
USA 2005
Darsteller: Claire Danes, Steve Martin, Jason Schwartzman, Bridgette Wilson
Regie: Anand Tucker


Mirabelle arbeitet als Verkäuferin in der Handschuhabteilung eines Luxuskaufhauses. Ihr Leben ist trist und öde, bis sie im Waschsalon den durchgenallten Künstler Jeremy kennenlernt. Doch richtig will es zwischen den beiden nicht funktionieren, und während Mirabelle vor sich hinträumt kauft ein älterer, gutsituierter Herr ein Paar Handschuhe bei ihr. Als sie des Abends nach Hause kommt findet sie eben dieses Paar Handschuhe als Geschenk vor ihrer Tür - und eine Affäre entspinnt sich zwischen der stillen Mirabelle und Ray, der sie mit Geschenken überhäuft. Aber ist es wirklich das, wonach sie sich sehnt?...

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Anand Tucker verfilmte eine Novelle von Steve Martin, die mit sehr viel Feingefühl und Zartheit aufwartet. In dem Film - wenn auch ins Komödiengenre geworfen, doch eher die Tragik zum Vorschein blitzt - dreht sich alles nur um Mirabelle, und so sensibel sie ist, so sensibel und wunderbar zärtlich kommt auch der Film daher.


SPOILER!

Mirabelle Buttersfield wird von der fabelhaften Claire Danes verkörpert, die mit ihrer weichen Mimik und eleganten Gestik der Rolle den rechten Ausdruck zu verleihen weiß. Mirabelle leidet unter ihrer Einsamkeit und der Anonymität der Großstadt L.A. Gegen ihre Depressionen nimmt sie Medikamente, doch an sich möchte sie nur zwei Dinge: sich ihren Bildern widmen, die sie regelmäßig alle sechs Monate leidenschaftlich zeichnet, und geliebt werden. Sie ist eine Träumerin und Romantikerin, und als sie von dem wesentlich älteren Ray umworben wird, glaubt sie, fast das Ziel ihrer Träume erreicht zu haben. Doch außer Geld hat Ray ihr nichts zu bieten, ist er ebenso introvertiert wie sie und läßt niemanden näher an sich heran. Und obwohl auch der gleichaltrige Jeremy, lebenslustig aber immer pleite, sie zu Beginn ein wenig umgarnt, fühlt sie sich doch zu dem älteren Kaliber mehr hingezogen.

Steve Martin spielt Ray Porter. Gewinnend und mit dem Charme eines Mannes, der sich alles leisten kann um an sein Ziel zu kommen, beansprucht er nur eines: seine persönliche Freiheit. Er will sich nicht binden, doch Mirabelle fasziniert ihn in ihrer stillen und begeisterungsfähigen Art und bringt ihn mit ihrer Jugend wieder ein Stückchen näher an die Unsterblichkeit... und ins Leben zurück. In sich gekehrt scheint er zu vergessen haben, was im Leben zählt, und als er es endlich entdeckt schreckt er davor zurück: die Liebe. Was soll man über Steve Martin schreiben? Eine großartige Leistung, die er hier hinlegt, ganz ohne Grimassen oder körperliche Verrenkungen, die wir aus vielen seiner Filme kennen, aber doch mit dem ihm eigenen bezaubernden Witz und Charme. Unwiderstehlich gibt er den Ray Porter, als hätte er sich die Rolle auf den eigenen Leib geschrieben (möglich?!). ;)

Jason Schwartzman spielt Jeremy Kraft, der Schriftzüge entwirft und als Musik arbeiten möchte. Auch er ist ein Opfer der Anonymität der Großstadt und obwohl kontaktfreudig, so auch verschroben und abgekapselt. Er ist Jeremy ("Jeremy, Jeremy! Jeremy!"), sonst nichts. In seinem Leben gibt es keinen Platz für die Bedürfnisse anderer, denn alles was zählt ist: "Jeremy!". Schwartzman spielt - ganz großartig! - den witzigen Part in dieser einfühlsamen Liebesgeschichte. Ein liebenswerter Chaot, der es einem mit seinen Macken allerdings nicht ganz so leicht macht, ihn auf Anhieb gern zu haben. Leicht überdreht und zu Beginn mit einer zwar unsicheren, aber dennoch zu Tage tretenden Portion Egoismus will er sich annähern, findet aber weder den richtigen Ton, geschweige denn den Zugang zu der sensitiven Mirabelle. Als er die Möglichkeit bekommt, mit einer Band auf Tournee zu gehen, nutzt er nicht nur eine Chance für seine Karriere, sondern wird sich gewahr darüber, was tatsächlich zählt für ihn: nämlich Mirabelle. Sie möchte er glücklich machen und verändert nicht nur sein äußeres Erscheinungsbild, sondern geht in sich.


Diese Liebesgeschichte ist sehr intensiv und geht unter die Haut, ohne dabei kitschig zu werden. Wie ein Märchen scheint sich zu Beginn alles zu entspinnen, bis zu dem Punkt, an dem auch hier die Realität obliegt: denn in den Gesprächen zwischen Mirabelle & Ray scheint alles zu beider Zufriedenheit zu verlaufen - doch der Zuschauer merkt schnell, das jeder nur das hört, was er hören will. Und während Ray munter verdrängt, was in ihm vorgeht, scheint es Mirabelle schwer erwischt zu haben. Spätestens als sie im Kaufhaus zusammenbricht, da sie ihre Antidepressiva abgesetzt hat, endet auch hier die Vorstellung vom Ritter in der strahlenden Rüstung, der die Prinzessen aus ihrem Turm befreit. Und der Hofnarr Jeremy, der dachte er hätte die Prinzessin schon gleich zu Anfang erobert, entpuppt sich als Dorftrottel, der erst noch lernen muß, wie es in der echten Welt zu sich geht.

Doch die nachdenkliche Geschichte ist voller feinsinnigem Humor, der das Herz ergreift. Warmherzig und liebevoll, zärtlich und leise wird der Zuschauer in eine Welt entführt, bei der sich immer wieder herausstellt: es ist die Welt, in der wir leben, in der eben genau solche Geschichten wachsen können. Die tollen Schauspieler bringen einem die empfindsamen Charaktere so nahe, das sie in der kurzweiligen Zeit zu Bekannten werden. Die Filmmusik stammt von Barrington Pheloung, und untermalt auf wunderschöne Weise diese zu Herzen gehende Liebesgeschichte um drei einsame Menschen.

Dieser Film ist einfach wunderschön! Unbedingt ansehen!

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