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Dienstag, 10. September 2013

ab ins Krankenhaus - Teil V: der Tag danach

Ich war morgens nicht wirklich fit, klaro, wenn man jede Stunde wach wird. Oft wurde ich wach, weil ich meine Hand, die selbstverfreilich aus dem Bett hinaushing - und das ist eine unangenehme Sache, denn von so einem abgeknickten Handgelenk ist es meistens am anderen Tag immer steif (Athrose läßt grüßen) - und sobald ich die Hand ins Bett ziehen und unter das Kissen stecken wollte, blieb ich an der Kanüle hängen, die mein linkes Handgelenk schmückte. Aber auch das Umdrehen im Bett bereitete mir große Probleme, ich stöhnte jedesmal vor Schmerz. Der Nacken-/Schulterbereich war steif und starr, und schmerzte mit einer kaum gekannten Intensität. Zu gerne hätte ich mit dem Nacken geknackt, ihn gerollt - wie ich es gewohnterweise immer mache -, aber die Narbe unterhalb des Halses war mir nicht geheuer. Noch befand sich ein Verband darüber. Dieser sollte weichen, kaum das mir gegen kurz nach acht der Chirurg persönlich auf meinem Zimmer Besuch abstattete.
"Na, wie geht es Ihnen? Der Verband kommt jetzt ab -"
und mit einem Ruck riss er das Verstärkungstape ab, das ich dachte, meine Haut würde vollständig daran kleben bleiben, "oh," sprach's dann, "das sieht aber sehr gut aus. Ist auch alles sehr gut verlaufen. Jetzt können Sie ja wieder normal essen und trinken, und vor allem sprechen!" Er lächelte auf seine großväterliche Art. Unheimlich, das.
Ich krächzte etwas. Er wunderte sich offenbar, das meine Stimme so verschrumpelt klang, irgendwie wie die eines heiseren Raben, so vorsichtig und leise sprach ich.
"Sie können ganz normal reden," sagte er lächelnd. "Sieht alles sehr gut aus!"
Nachdem er sich verabschiedet hatte, kam kurz darauf die Schwester, die mir die Tabletten brachte.
"Gegen die Schmerzen," wie sie sagte. Und sie lächelte. "Ei, Sie sehen ja gar nicht glücklich aus. Hmm, haben doch alles gut überstanden! Und heute gehen Sie ein bißchen raus, bei dem Wetter, dann geht's Ihnen wieder besser."

Ich fragte mich, wie man nach einer OP überhaupt glücklich aussehen könne. Vor allem nach einer solchen elefantenbetäubenden Narkose! Und das gleich jeder zu erwarten schien, das ich wieder völlig normal sprechen könne. Wirklich seltsam, das. Ralfi pflichtete mir bei, das das nicht normal sei, wie lieb und fürsorglich sie alle hier um das Wohl der Patienten bemüht waren (ausgenommen Ricardo, den ich glücklicherweise nur ein Mal kurz zu sehen bekam). Langsam kam auch die Erinnerung an den vergangenen Tag bzw. die letzte Nacht zurück. Die Erinnerung nämlich, das ich die schicken Thrombose-Strümpfe mindestens zwei Mal aus, und dann doch wieder angezogen hatte. Ich war aufgewacht, weil meine Beine eingeschlafen waren. Also Strümpfe aus. Bei der nächsten Runden Schlaf, die ich erhaschen konnte, träumte ich schlecht, also Strümpfe wieder an. So ging das etliche Male, und letzten Endes hatte ich mich doch für "Strümpfe aus" entschieden. Hatte sie dann doch nochmal angezogen, um Ricardos disziplinarischem Blick zu entgehen. Und dann aber doch wieder aus, als Ralfi mich auslachte.

Wir genossen die Sonne am Morgen, die schwäbische Schwester Superlieb grüßte und freute sich sichtlich, mich gehenden Schrittes zu erblicken, auf dem Weg der Genesung, sozusagen. Ich rauchte wieder vier Kippchen (hach, leckerschmecker!), und als Ralfi dann zu einer seiner Runden aufbrach, blieb ich nicht lang auf dem Zimmer, sondern schnappte mir John Irving (nicht ihn persönlich natürlich, sondern sein Buch), und ließ mich auf einem schattigen Plätzchen im parkähnlichen Rondell nieder (okay, es war nicht rund, aber dennoch schön und erholsam angelegt, direkt zwar an der Hautpstraße, also städtisch, aber genau das machte den Chrame dieses Ruheplätzchens aus). Mehr als eine Stunde vertiefte ich mich in die Geschichte rund um Dr. St. Larch & den kleinen Homer Wells, bis mich eine schwere Müdigkeit übermannte. Ich rief mir ins Gedächtnis, das ich ja krank sei, beziehungsweise in einer Klinik, und somit auch gut und gerne das Recht hätte, mich zu einem mittäglichen Schläfchen niederzulegen. Und das tat ich.

Das Mittagessen stand unangerührt auf dem Tisch, obwohl ich es bereits um die fünf, sechs Mal erwähnt hatte, das ich mich ovo-laktisch ernährte (vegetarisch eben), brachte man es hier bei aller Fürsorge nicht fertig, mir für mich angemessenes Futter zu servieren. Ich hatte mich mit natürlichem Heißhunger, vor meinem Mittagsschläfchen, über das winzige Schälchen Salat hergemacht (das mich sehr stark an den Salat einer bekannten Fast-Food-Kette erinnerte), und über den sogenannten "Obstsalat" meiner Zimmernachbarin, die gegen mittag hatte auschecken dürfen. Dazu noch ein halbes Brötchen vom Vormittag, mit einer Scheibe Käse, und meinem Nickerchen stand nichts mehr im Wege.
 Als Ralfi gegen Nachmittag wieder vorbeikam, saß ich lesend auf dem Bett. Wir hielten uns nicht lange auf dem Zimmer auf, die Blutabnahme hatte ja bereits vormittags stattgefunden, und auch die Stationsärztin war vorstellig geworden und nickte, lächelnd - logisch! - das alles gut aussehe und ich anderntags vielleicht nach Hause könne. Somit waren alle "Termine", die ich einzuhalten hatte, erledigt.

Gegen Abend, als Ralfi sich um halb acht verabschiedete (natürlich nicht, ohne sich wieder für 10 Uhr am Vormittag des nächsten Tages anzukündigen - dabei mein Hirn nur ein frohes "jippi!" von sich gab), las ich noch ein bißchen. Dann ging ich auf's Zimmer, schaltete zum ersten Mal im Krankenhaus den Fernseher ein - oder eher den Nah-Seher, denn bei der Postkartengröße blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit den Augen nur einige Zentimeter entfernt vor den Monitor zu klemmen, davon ab das das Kabel meiner Kopfhörer kaum länger als 50 cm mißt). Ich wollte mir die neue Serie im Privatfernsehen angucken. Serie, da denke ich an die gepflegten 40-42 Minuten, die eine solche Folge dauert, aber denkste! Diese Serie ging bis kurz vor elf, und weil ich, während der TV angeschaltet war, keine Uhr hatte - draußen wurde es nach und nach richtig dunkel, was meine Irritation noch steigerte - ging ich immer wieder um's Bett herum und sah auf die Fernbedienungs-Uhr des Nebenbettes. Ich war erstaunt, wie die Zeit verging. In den Werbepausen zappte ich mal - was daheim nicht meine Art ist, da schaue ich ins EPG, was woanders noch läuft, doch sowas gab es hier ja net - durch's restliche Programm. Und siehe da: auf arte, dem Kultursender schlechthin, lief eine Dokumentation - und jetzt haltet euch fest, liebe LeserInnen und Leser! - über John Irving! Ha! Ha, ha, hahahaha! Ich war verzückt. Fast hätte ich vor lauter Spaß und Faszination über diesen tollen Schriftsteller - und ich kannte ihn ja gar nicht, außer eben einige seiner Geschichten, will heißen, ich wußte nichts über ihn - vergessen, wieder auf die Serie umzuschalten. Ich hibbelte nun mittlerweile dem Ende der Serie entgegen, weil ich wieder die Doku anschauen wollte. Und das habe ich, liebe Leute, und es war toll! Ich war glücklich, und das in einem Moment, in dem ich an einem fremden Ort, nach einer OP, ganz alleine auf dem Zimmer saß. Ich atmete tief durch, dachte noch ein wenig an John Irving und all die tollen, wunderbaren Romanfiguren, die er erschaffen hat, und schlief ein.

Wie es nach dem Aufwachen weiterging? Das erfahrt ihr im letzten Teil der Krankenhaus-Soap bei mir, und nur bei mir! ;)

Bis dahin, ihr Lieben: Ohren steif halten und Nase in den Wind! :O)

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